Im Land der Pharaonen und traumhaften Riffen
Der frühe Vogel fängt den Wurm, oder erwischt seinen Flug nach Marsa Alam in Ägypten. Wir mussten unsere Wecker sehr früh am Morgen stellen, damit wir rechtzeitig am Flughafen in Zürich waren. Punkt 06:05 Uhr startete unser Germania Maschine ab dem Terminal D in Kloten – und der Airbus A320 der neu unabhängigen Schweizer Germania Fluggesellschaft wartete keine Minute. Pünktlich drückte unser Pilot den Schub hoch und donnerte mit dem Flieger über die Startbahn 16, bis die Räder vom Beton abhoben.
Nach einem sehr angenehmen und doch recht kurzen 4.5 stündigen Flug in die Wüste landeten wir noch vor dem Mittag in Ägypten, wo auch schon unser Transport an den charmanten Hafen von Port Ghalip wartete.
Normalerweise ist der erste Tag dazu da, sich einzuleben, alles an seinen Platz zu bringen, das Schiff kennen zu lernen und noch einen gemütlichen Abend im Hafen zu verbringen. Doch nicht so bei unserer Gruppenreise – denn bei uns gings Schlag auf Schlag. Kaum eingerichtet gabs das Bootsbriefing, durchgeführt von unserem Organisator Sam von Rotz, welcher uns alles Wichtige gezeigt und vor allem die Tauchplattform erklärt hat. «Denn diese Plattform ist der Startpunkt von jedem einzelnen Abenteuer, das wir in den kommenden Tagen erleben werden» wurde uns beim Briefing erklärt, dass uns auch klar wurde, warum das so wichtig ist.
Noch bevor wir fertig eingerichtet waren, löste die Bootscrew die Leinen und unser 38 Meter langes Liveaboard begann mit unserer Gruppe an Board seine lange Reise Richtung Deadalus, Rocky Island und Zabargad.
Die Blue Seas – eines der zwei Flaggschiffe der Blue Planet Liverboard Flotte – wurde für eine Woche unser Zuhause.
«Es gibt nichts Gemütlicheres, als eine Woche auf einem Liveaboard zu sein und zu Tauchen. Du bist vom Wasser umgeben und brauchst nichts anderes zu tun, als dich zu entspannen und zu warten, bis die Glocke läutet» erzählt uns Markus Born mit leuchtenden Augen, während unser Schiff den Hafen gemächlich verlies.
Die Gruppenzusammenstellung lies bei dieser Safari sehr viel versprechen. Von Anfang waren wir eine Einheit und hatten bereits im Vorfeld zur Safari unheimlich viel Spass miteinander – und der Start in unsere Ferien hatte genau das bestätigt.
Gespannt standen alle an der Reling und warteten darauf, den ersten Tauchgang unserer Reise in Angriff zu nehmen. Unser Captain führte das Boot zur «Haeven One», das erste Liveaboard der Heven-Flotte, welches, während die Gäste am Tauchen waren, in Flammen aufging und so heute zu einem beliebten Wrack geworden ist, das regelmässig bei Südtour-Safaris angefahren wird.
Unsere Tour:
Deadalus Reef:
Knappe 12 Stunden benötigt ein Safariboot, bis es ab dem Hafen von Port Ghalip dieses einmalige Tauchgebiet erreicht. Auf offener See liegt dieses Riff, welches an den meisten Stellen knapp unterhalb der Wasseroberfläche befindet. Es hat rund einen Kilometer Durchmesser und am südlichen Rand stet der markante Leuchtturm, welcher die Schiffe vor den Untiefen und dem Riff warnt. Deadalus liegt 90 km südöstlich von Marsa Alam mitten im Roten Meer – einem der beliebtesten Tauchgebiete für uns Europäer.
Eine einzigartige Vielfalt an Korallen (Hart- und Weichkorallen) sowie atemberaubende Steilwände bunt bewachsen und voller Leben, das erwartet die Fortgeschrittenen Taucher in diesem Tauchgebiet. Doch die meisten reisen hierher, um die Hammerhaie zu finden. Denn hier wimmelt es von diesen faszinierenden Jägern. Doch sie mögen kein Wasser das 30 Grad warm ist – in den sehr heissen Monaten von August bis September sind sie, wenn überhaupt tief unten zu finden, meinst sogar unter 40 Meter – und da wagen wir uns auf einer solchen Reise nicht hin, denn die Rückfahrt bei einem Zwischenfall würde auch wieder mindestens 12 Stunden dauern, also wir die Maximaltiefe bei unseren Safaris auf 40 Meter festgelegt.
Rocky Island:
Weiter knapp 10 Stunden weiter südlich von Deadalus befinden sich die Rocky Island – ein nicht weniger attraktives Tauchgebiet ganz unten im Süden von Ägypten. Die Grenze zum Sudan ist nicht mehr weit entfernt. Hier gibt’s nur wenige Touristen – also eigentlich nur die paar Safariboote, welche den langen Weg auf sich nehmen.
Auch hier sind unzählige Arten von Korallen, Gorgonien, Schwämmen, Fächerkorallen zuhause. Und das Tauchgebiet wimmelt von Fischen und anderen Lebewesen. Ein wahres Paradies für jeden Taucher. Mit etwas Glück kann man hier Barrakudas, Oktopusse, Schildkröten, hin und wieder ein Longimanus oder gar einen Hammerhai bewundern. Wenn die Bedingungen günstig sind, kann das wachsame Auge auf dem Schiff sogar hin und wieder riesige Delfinschulen vorbeiziehen sehen. Gegen 100 Stück in einer Gruppe sind dann gut möglich – und manchmal, mit dem nötigen Glück, kann einem unter Wasser auch mal ein Manta begegnen.
Zabargad:
So vielseitig wie fast kein anderes Tauchgebiet im Roten Meer ist das Riff von Zabargad. Korallengärten bewundern, entlang von Dropoffs schweben, Freiwasserfeeling oder einfach in der Lagune um die wunderschönen Korallenblöcke tauchen. Ja sogar Wracktauchen kann man hier – ein 70 Meter langes namenloses Schiff liegt auf rund 24 Meter auf der Nordseite des Riffs. Ein Wrack so intakt, dass es aus unserer Sicht in ein Bilderbuch gehört.
Zabargad lässt ganz bestimmt jedes Taucherherz schneller schlagen und begeistert seit Jahren viele abenteuersuchende Wasserratten.
Elphinstone:
Eines der wohl bekanntesten und beliebtesten Riffe in Ägypten. Ein Name der jeder Taucher schnell einmal zu hören bekommt.
Elphinstone ist bekannt für Begegnungen mit vielen verschiedenen Haiarten. Hammerhaie, Weissspitzriffhaie, Longimanus, Graue Riffhaie oder gar auch mal ein Leopardenhai kann das wachsame Taucherauge hier zu sehen bekommen.
Wir haben in diesem Jahr in Elphinstone etwas erlebt, was wir nie gedacht hatten, dass dies möglich ist. Als wir auf das Riff zugefahren sind, wagten wir nicht zu glauben was wir sahen. Kein einziges Schiff stand da. Elphinstone ist ein beliebtes Ziel für Tauchbote die nur ein Tagesausflug machen – und dazu fahren die Safarischiffe regelmässig mindesten einmal pro Woche an diesen Tauchplatz. Aber wir hatten den ganzen Tauchplatz für uns allein. Unglaublich, das haben wir richtig genossen.
«Einmalig, was das Rote Meer und eine Tauchsafari zu bieten haben» Michel war begeistert von seiner ersten Tauchsafari überhaupt.
Das Leben auf dem Safari-Schiff:
Erholung pur, kann man da nur sagen. Eine Woche auf dem Tauchboot leben, schlafen, essen, geniessen und einfach alles vergessen. Und das Beste ist, auf den meisten Tauchsafaris auf dem Roten Meer gibt’s nicht einmal Handyempfang. Mehr Erholung gibt es fast nicht.
Einfach nichts tun zu müssen, ausser Tauchen, Essen, Schlafen, und das immer und immer wieder wiederholen. Nur die Treppe runter und du bist schon auf den Tauchdeck. Nicht einmal musst du während der ganzen Woche dein Tarierjacket von der Flasche entfernen. Einfach nach dem Tauchgang hinstellen und schon wird die Flasche wieder gefüllt.
7 Nächte und Alles ist dabei. Essen (Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Snacks) – Das Tauchen (meistens 3 – 4 Tauchgänge am Tag) – Die Übernachtungen – Die Getränke – einfach alles im Preis inbegriffen. Was will man da mehr, ausser dass man sich um nichts mehr Sorgen machen muss.
Der letzte Abend:
Das Boot fährt nach einer Woche Safari immer am Vorabend der Abreise wieder zurück in den Hafen, das gibt der Crew genügend Zeit, um aufzutanken und Proviant für die nächste Tour zu besorgen und das Schiff neu zu beladen. Diesen letzten Abend geniesst die Reisegruppe natürlich im Hafen von Port Ghalip, welcher an 1001-Nacht erinnert und malerisch in die Wüstenlandschaft eingebettet wurde.
Eine Marktgasse etwas hinter der Hafenpromenade lädt zum Schlendern und Stöbern ein. Während die einen der Gruppe sich mit Souvenirs und Tee in den Märkten eindeckte, genossen die andern ein kühles Bier an der Promenade um schwelgten in Erinnerungen der vergangenen Tage.
«Solche Momente und Erlebnisse bleiben einem ein Leben lang in Erinnerung, und vor allem mit einer so grossartigen Gruppe wie in diesem Jahr», schwärmt Maria, welche sichtlich glücklich und zufrieden lächelt.
Die Gruppe teilte sich nach dem Abschiedsabend auf, eine kleine Gruppe verlängerte noch eine Woche im Hotel Mövenpick in El Quseir, während die anderen 13 Teilnehmer den Weg nach Hause antrat und am nächsten Morgen nach dem Frühstück zum Flughafen transportiert wurden.
Ob nach einer Woche oder dann mit Verlängerungswoche nach zwei Wochen, jeder der 20 Teilnehmer unserer unvergessenen Reise waren Tiefenentspannt und so erholt wie selten zuvor nach einem Urlaub.
Eine Tauchsafari hat es schon in sich – etwas vom Besten was ein Taucher erleben kann.
Unsere Beurteilung | Schwierigkeitsgrad und benötigte Taucherfahrung:
Eine Safari in Ägypten zu machen, kannst du relativ früh auf deine To-Dive-Liste setzen. Denn die Tauchplätze können sowohl für fortgeschrittene wie auch für Taucher, die noch nicht ganz so viel Erfahrung haben, empfohlen werden.
Doch die eine oder andere Erfahrung solltest du dennoch schon gemacht haben.
Wir empfehlen jedem folgende Ausbildungen:
- PADI Advanced Open Water Diver
- PADI Nitrox Diver
- PADI Deep Diver Spezialkurs
Generell sind mindestens 50 Tauchgänge sehr empfehlenswert. In einigen Gebieten (Nationalparks) werden mindestens 50 Tauchgänge von den ägyptischen Behörden vorausgesetzt.
Mit der von uns empfohlenen Ausbildung bist du aber bestens gerüstet, um alle Möglichkeiten während der Safari zu erleben.
Leben auf dem Schiff – einmalig und unglaublich, diese pure Erholung…
Teilnehmer:
Anna Möllmann, Sam von Rotz, Martin Schärer, Adrian Steger, Maria Füglistaler, Sandra Krüsi, Michel Oppliger, Tanja Zimmermann, Rony Bolliger, Doris Bolliger, Jacques Hartmann, Markus Born, Erich Bloch, Thomas Röhl, Nina Wanek, Manuela Schär, Stefan Geraldin, Sascha Fanjak, Brigitte Fanjak, Stefanie Jauslin,